Entsorgt (1): Zehn Dinge, die ich an Zeitschriften hasse

Obwohl dieses Blog oft einen anderen Eindruck weckt: Ich finde viele Zeitschriften toll. Doch selbst bei gut gemachten Magazinen gibt es Kleinigkeiten, die mich aufregen. Eine Übersicht in zufälliger Reihenfolge.

Entsorgt

1. Ich hasse… bekloppte Heftnamen

Welch schöne Namen deutsche Hefte haben, fällt besonders an Kiosken mit Bedienung auf. „Einmal die ´Kraut und Rüben´, bitte“ ist zum Beispiel ein wunderbar klingender Kundenwunsch. Doch es gibt auch Zeitschriften mit bekloppten Namen. Da hört sich jede Nachfrage albern an. Als Mann ist es zum Beispiel unmöglich, eine „Hurra, ich bin Schwanger“ zu bekommen, ohne dass der Verkäufer schmunzelt. Auch die Wünsche nach einer „Freundin Wellfit“ (warum nicht direkt well done?) oder der „Website Boosting“ formuliert man lieber indirekt: „Einmal das Heft oben rechts!“.

2. Ich hasse… Preise wie beim Discounter

Es macht einen großen Unterschied, ob ein Heft ein oder fünf Euro kostet. Aber wie viele Sparfüchse entscheiden sich für die „Schöne Woche“, weil sie 0,69 Euro kostet? Einen Cent weniger als die 70-Cent-Klatsch-Konkurrenz? Ist das Erfolgsgeheimnis der „TV Sudoku“ ihr Super-Mega-Schnäppchen-Preis von 0,98 Euro? Mich nerven diese Preise. Wenn ich schon Schrott kaufe, dann richtig. Wir sind doch nicht beim Discounter (obwohl es mittlerweile selbst dort Hefte gibt). Runde Preise würden außer mir auch die Kioskbesitzer freuen: Sie müssten weniger kleines Wechselgeld horten.

3.Ich hasse… fehlende Seitenzahlen

Seitenzahlen bieten Orientierung und helfen, Artikel schnell zu finden. Die passende Layouter-Regel sollte daher lauten: Lasst die Zahlen stets gut sichtbar sein. Aber wen interessieren Regeln? Es gibt Redaktionen, die vernachlässigen ihre Seitenzahlen mehr als ich meine Balkon-Pflanzen (R.I.P.). So schafft es zum Beispiel das Bumsblatt „Coupé“ in seiner Märzausgabe (Besprechung demnächst auf diesem Blog) zwischen den Seiten 61 und 75 keine einzige Seitenzahl abzudrucken. Zwischen den Seiten 86 bis 96 dasselbe: Mal ist das Foto einer Fußmatte wichtiger als die Seitenzahl, mal sind es Sexhotline-Anzeigen. Willkommen im Chaos. Da tönen sie auf dem Coupé-Cover „So kommst du zu ´nem geilen Dreier“ und ich finde nichts!

4.Ich hasse… Ausgaben-Nummern aus der Zukunft

Besonders Spielezeitschriften neigen dazu, ihren Lesern Aktualität vorzugaukeln – mit Ausgaben-Nummern aus der Zukunft. Dabei könnte die Nummerierung bei monatlich erscheinenden Zeitschriften so einfach sein. Im Januar wird die Ausgabe 1 verkauft, im Februar die 2, und so weiter. Aber nix da! So liegt seit dem 2. März zum Beispiel die Ausgabe 4 der „Computer Bild Spiele“ beim Händler. Und das Heft 4/2011 des Konkurrenten „Gamestar“ ist sogar schon am 23. Februar erschienen. Muss das sein? Das ist doch plumpe Lesertäuschung! Ich kann mich erinnern, dass ich als „PCGames„-Abonnent mal an Heiligabend Post bekam. Es war die Februar-Ausgabe. Seltsame neue Welt.

5.Ich hasse… eingeklebte DVD-Hüllen

An sich freut es mich, wenn Magazine mit einer DVD erscheinen. Einige Verlage verschenken gern alte Kinofilme, andere am liebsten Dokus über die Nazis. Was ich an den Beilagen aber hasse, ist die Art, wie sie befestigt sind: in einer Papphülle, mit Glibberkleber, irgendwo im Heft. Grobmotorikern wie mir gelingt es praktisch nie, die DVDs ohne Schäden vom Heft zu lösen. Blöde neue Medien! Ständig machen sie mein Print-Produkt kaputt. Man könnte mir zumindest einen Gefallen tun: die Hüllen auf der Rückseite von Anzeigenseiten befestigen. Aber nein, immer muss ein Artikel zerstört werden. Mal was Spannendes, mal was über Günther Oettinger (Spiegel 10/2011).

6.  Ich hasse… reine Blickfang- und Verarsche-Cover

Wenn bei Fernsehzeitschriften über Covermotive diskutiert wird, gibt es vermutlich wenige Streitfragen. Blond oder braun? GZSZ, Topmodel oder Hollywood? Hatten wir die nicht vergangenen Monat schon drauf? Viele Magazine können nicht mehr anders, als hübsche Damen auf ihre Titelseite zu drucken. Ob die Damen was mit dem Heftinhalt zu tun haben? Geschenkt! Oft wird nicht mal der Name der Schönheit erwähnt, von einem Bericht ganz zu schweigen. Reiner Blick- und Kundenfang. Und alle ziehen mit. Doch einige People-Magazine sind noch gerissener. Sie haben die zum Cover passenden Geschichten im Heft. Doch mit ihren Titelseiten wecken sie Erwartungen, die der Artikel nicht im Ansatz erfüllt. Auf ein besonders dreistes Beispiel bin ich im Blog von Stefan Niggemeier gestoßen. Unglaublich. Ich fordere ein Rückgaberecht für Hefte mit Verarsche-Cover.

7. Ich hasse… Anzeigen im Stil des Heftlayouts

Prinzipiell habe ich nichts gegen Werbung. Viele Hefte würden ohne ihre Werbeeinnahmen deutlich mehr kosten. Was mich stört, sind Anzeigen, die genauso oder sehr ähnlich aussehen wie der redaktionelle Inhalt. In die lese ich regelmäßig rein, weil mir erst nach einigen Zeilen auffällt, dass ich in einer Anzeige gelandet bin. Das steht zwar irgendwo am Seitenrand, aber wer achtet da als Erstes drauf? Spätestens wenn ich mir das angewöhne, hat das Medium seine Glaubwürdigkeit verkauft. Ich finde, eine Anzeige sollte so gut gemacht sein, dass ich mir sie freiwillig anschaue – und nicht aus Versehen. Selbst der „Spiegel“ war sich übrigens nicht zu schade, eine Toyota-Anzeige im Stil ihrer „Hausmitteilung“ abzudrucken – vor dem eigentlichen Editorial.

8.Ich hasse… ausschließlich positive Leserbriefe

Theoretisch könnten manche Hefte ausschließlich positive Zuschriften bekommen. Dagegen spricht allerdings die Alltagsbeobachtung, dass Menschen eher aktiv werden, wenn sie etwas stört (siehe Stuttgart 21). Hefte, die nur Lob bekommen, kann ich mir höchstens im Bereich Kinderzeitschriften vorstellen („Mama, ich will dem Heft ein Bild malen!“ – „Gut, schreib‘ noch was Nettes dazu, damit die das abdrucken“). Aber selbst wenn ständig Positives in der Redaktion eintrudelt: Ist das ein Grund, jede „Ihr-seid-so-toll“-Phrase zu veröffentlichen? Und die Leserbriefseite zu einem Ort purer  Selbstbeweihräuscherung verkommen zu lassen? Nein. Gemacht wird es trotzdem. Vor Kurzem habe ich in der Mädchenzeitschrift „girlsfriends – Jungsfreie Zone“ geblättert. In der Ausgabe 3/2011 gibt es sechs Leserbriefe. Und in jedem Brief wird das Heft gelobt: einmal als „supercool“, einmal als „echt supercool“, einmal als „sooo cool“, einmal als „super“, einmal als „der Hamma“ und einmal als „hamma“. Geht es noch langweiliger?

9.  Ich hasse… „Vollversionen im Wert von“

Die nervigste Spar-Suggestion der Zeitschriftengeschichte. Hin und wieder ziert DVD-bepackte Computerzeitschriften die Formulierung „mit Vollversionen im Wert von so und so viel Hundert Euro“. Um so etwas behaupten zu können, hat sich ein Marketing-Mensch die Softwarepreise bei Amazon (oder noch schlimmer: die Empfehlungen der Hersteller) angeschaut und diese addiert. So entstehen horrende Summen. Aber mal ehrlich, liebe PC-Zeitschriften-Macher: Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass irgendjemand euer gutes Dutzend Programme auf einmal kauft – und so tatsächlich 660 Euro dafür zahlen würde? Oder 330 Euro für acht Vollversionen, darunter ein Diashow-Bildschirmschoner? Lasst diese dämlichen Rechnungen doch einfach sein. Spätestens, wenn sie versammelt auf eurer Heft-DVD erscheinen, sind die Programme ohnehin nur noch 4,99 Euro wert.

10. Ich hasse… unbeschriftete Werbebriefe

Eigentlich hasse ich jede lose Werbebeilage. Wenn montags „Spiegel“ und „Focus“ durch den Türschlitz in meine Wohnung fallen, pflastern die Beilagen den Flur. Noch nerviger als Abo-Karten und Autoprospekte sind aber die unbeschrifteten Briefe, die ab und zu dabei sind. Nicht mal ein „An die Leser des Spiegels“-Blabla-Aufdruck ist drauf. So weiß ich weder, ob es Werbung ist, noch, ob der Brief aus dem Heft oder der regulären Post stammt. Die Konsequenz: Ich öffne jeden verdammten Brief. Und was ist drin? Werbung. Werbung für eine Türkei-Reise für Spiegel-Leser, „zum Sensationspreis“! Ruhig bleiben. Alles wird gut. Schnell in den Müll damit. Und übersehen, dass auf dem Gutschein auch noch „im Wert von 650 Euro“ steht… Aaaaaaahhhhhh! 

Mehr nervige Kleinigkeiten bitte in die Kommentare. Und für immer raus aus allen Zeitschriften. Danke.

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