Willkommen in der plüschigsten Zeitschriftennische: bei den Teddymagazinen. Drei Hefte erscheinen auf dem deutschen Markt. Außer Bastelanleitungen enthalten sie vor allem schlechte Wortspiele.
Bevor falsche Erwartungen aufkommen: Nein, richtig kuschelig sind die Teddyzeitschriften nicht. „Teddy & Co.“ ist auf so billigem Papier gedruckt, dass sie sich anfühlt wie die eklig-kitschige „Meine Wahrheit„. „Teddys Kreativ“ und „BärReport“ machen es anders, aber nicht besser. Sie haben so harte Einbände, dass ihr Plüschfaktor dem eines Holzbretts entspricht. Als Einschlafhilfe eignet sich also keins der Hefte. Auch beim Beißtest (Wie süß sind die Magazine wirklich?) versagen die Teddytitel kollektiv. Selbst mit verbundenen Augen fiel es mir leicht, sie von einer 400-Gramm-Schokoladentafel zu unterscheiden.
Wichtiger als physische Eigenschaften sind aber die inneren Werte. Zumindest sagen das Leute, die aussehen wie ich. Bissige Kommentare, große Reportagen und intelligenter Humor gaben schon manchem Blatt eine Daseinsberechtigung. Bleibt nur die Frage: Was bitte könnte ein Teddymagazin retten? Vielleicht seine Bastelanleitungen. Sie füllen in jedem der drei Hefte zwischen einem Drittel und der Hälfte der Seiten. In allen Details erfährt der Leser, wie er „Eckbert“, „Pepe“ und „Uschi“ mit Blumendraht, Gummigranulat und Pfotenfilz zum Leben erweckt. Konkret liest sich das etwa so: „Im Kopf zuerst den Schnabel schön fest und gleichmäßig stopfen.“ Als Bastelvorlage dient ein doppelseitig bedrucktes Poster.
Da sich meine handwerkliche Begabung auf das Öffnen und Schließen von Schubladen beschränkt, habe ich mich vor einem Praxistest der Anleitungen gedrückt. Vom Querlesen und in-Gedanken-kreativ-werden habe ich allerdings den Eindruck, dass sie etwas taugen. Jedes Heft hat elf bis zwölf Schnittmuster, darunter befinden sich auch welche für Hasen, Hühner und Mäuse. Die Teddyfans scheinen offen für alle möglichen Tiere zu sein. Hauptsache knuddelig.
Käufliche Bären mit Toiletten-Penny
Neben dem Bärenbasteln berichten die Hefte über Künstler, Wettbewerbe und Sammlerbären. Vom antiken Zottelwesen für mehrere Hundert Euro bis zum rosa Plüschmonster werden unzählige Bären vorgestellt. Einige sehen so seltsam aus, dass sie selbst auf China-Fälschermärkten kaum noch als Teddy durchgehen dürften. Andere Exemplare gehören eher auf den Kamin als ins Kinderzimmer. „Teddys Kreativ“ berichtet etwa über käufliche Bärendamen, die stets einen Flachmann dabei haben, „damit, sollten sie Mr. Right begegnen, die Konversation über einem oder zwei Drinks flüssiger wird“. Auch ein Penny für die Toilette gehört bei ihnen zur Standardausstattung. Briten halt. Für Fans von William und Kate gibt es übrigens den „Royal Wedding Bear“ zu kaufen – inklusive einem Filzstrauß voller Swarovski-Steinen. Wehe, wenn der Nachwuchs die beim Spielen verschluckt.
Im Gegensatz zum Wedding Bear scheint die Mehrzahl der Bären urdeutsch zu sein. Sie trägt Namen wie „Hänschen“ und „Sepp“ und kleidet sich im Zweifelsfall traditionell bis bieder. Es dürften noch einige Jahrzehnte vergehen, bis die Sammler auf Teddymessen um Ali und Mohammed feilschen. Politisch und moralisch korrekt kuschelt man bis dahin mit dem „Ehrbaren Kaufmann„, einem Bären, der Integrität, Fairness und Anstand verkörpern soll.
Seine Begeisterung für fremde Kulturen beweist der Teddyfan mit dem „Teddy-Lehrbuch für ukrainische Schulkinder“, das der BärReport vorstellt. Vielleicht wäre dieses Buch etwas für mich. Wenn ich die Texte nicht verstehe, könnte ich mir in Ruhe die Bilder angucken. In deutschen Teddyheften geben mir die ständigen Wortspiele den Rest. Die Silbe „Bär“ liest man etwa in Teddys Kreativ gefühlt so oft wie die Wörter „der“, „die“ und „das“ zusammen. Von der Anrede „Liebär“ über die „Bärlinale“ bis hin zu „Bärigen Grüßen“ scheint alles möglich. Und als wäre das nicht genug, darf sogar ein Teddy namens George das Editorial „Bäritorial“ schreiben.
Laura, ich hol dich da raus!
Der BärReport kontert mit einer Kolumne, die eine echte Bärin – Laura – verfasst haben soll. Sie wütet in ihrem Text gegen falsch verstandene Tierliebe. Am Ende erklärt Laura dem Leser ihre Beweggründe: „Ich war ein Tierschutzfall, bin jetzt ein zufriedener Tierschutzbär und wurde genau als diese [Anmerkung des Kioskforschers: Achtung, jetzt kommt ein krasses Wortspiel] Bärson um eine Kolumne gebeten. Da sinniere ich doch nicht über das Punktesystem eines Marienkäfers.“ Gut zu wissen. Ich frage mich trotzdem: Liebe Laura, kannst du wirklich glücklich sein, wenn man dich zwingt, vierteljährlich einen Text zu schreiben? Schick‘ mir eine E-Mail, wenn ich dich rausholen soll!
Suspekt ist mir auch „Reisebär“ Max, der in Teddys Kreativ aus seiner Heimat Bärlin berichtet („Hallo, icke wieder, Maxe“). So erzählt der Teddy unter anderem von der Begegnung mit seinem Freund Rullebum: „Rullebum überraschte immer wieder mit seiner Lebenserfahrung und seinem praktischem Wissen.“ Was damit wohl gemeint ist? Vorher schreibt Max unter anderem „Ich rubbelte verstohlen an meinem Fell“ und „Man entdeckt sich eben einfach neu, wenn ein neuer Lebensgefährte unseren Liebesspeicher anzapft“. Hätte Kuscheltier Max bei „Toy Story“ mitgespielt, der Film wäre der erste Disney-Porno geworden.
Optisch machen alle drei Hefte eine gute Figur. Die Layouts sind kreativ-bunt, die Teddybilder liebevoll arrangiert. Angesichts des Bärenkults, der in den Magazinen betrieben wird, wäre es nur konsequent, wenn die nächsten Ausgaben mit Knut-Gedächtnispostern erscheinen.
Teddymagazine – ein Fazit
Bärige Wortspiele ohne Ende, Kolumnen, die angeblich von Teddys stammen: Wer kauft sich solche Zeitschriften? Vor allem die Damenwelt, sagt die Statistik. Laut einer größeren Leserbefragung wird zumindest „Teddy & Co.“ zu 99,1 Prozent von Frauen gelesen. Für mich sind die Zeitschriften nichts. Die Trips in die heile Plüschwelt sind mir allesamt zu bunt, zu eintönig und für mindestens fünf Euro zu teuer.
Vielleicht fehlt mir der emotionale Bezug zum Thema Bären. Mein Lieblingskuscheltier war nie ein Teddy, sondern ein Leguan. Hinzu kommt, dass ich mit den Bastelanleitungen wenig anfangen kann. Sie dürften für viele Leser der entscheidende Kaufgrund sein. Hoffe ich. In diesem Sinne: Bärige Grüße und auf Wiebärsehen!
Infos zu den Heften
Teddy & Co. erscheint zweimonatlich im Partner Medien Verlag, der weitere Bastelhefte wie das „Patchwork Magazin“ und „Dekorative Floristik“ veröffentlicht. Nach Angaben des Chefredakteurs verkauft sich das Heft rund 25.000 Mal. Erstmals erschienen ist es 1995. Die von mir gelesene Ausgabe April/Mai 2011 hat 68 Seiten und kostet fünf Euro.
Teddys Kreativ erscheint im Verlag Wellhausen & Marquardt. Dieser Verlag bringt unter anderem noch die Modellbaumagazine „RC-Heli-Action“ und „Modellflieger“ auf den Markt. Der Titel Teddy Kreativ existiert seit 1996, im vergangenen Jahr fusionierte er mit „Teddybär und seine Freunde„. Seitdem erscheint das Heft alle zwei Monate. Die Ausgabe März/April 2011 hat 84 Seiten. Das Heft kostet 6,50 Euro. Verkaufszahlen gibt der Verlag nicht bekannt.
BärReport erscheint vierteljährlich in der BärReport Teddybär-Magazin GmbH. Der Verlag veranstaltet auch Teddy-Wettbewerbe. Das Heft gibt es seit 1994. Die Ausgabe März/April/Mai hat 84 Seiten und kostet 6,40 Euro. Zu den Verkaufszahlen äußert sich der Verlag nicht.
Update 31.5.2011
Auf den Medienseiten der Frankfurter Rundschau (FR) und der Berliner Zeitung ist heute noch ein Bericht über den Teddymarkt erschienen. Für die Zeitungsvariante habe ich mit dem Chefredakteur von Teddy & Co. und dem Herausgeber von Teddys Kreativ gesprochen. Tenor: Die Boomzeiten der Branche sind vorbei, es ist schwierig, neue Leser zu finden.