Entsorgt (11): Projekt Kombiheft – Wie neue Magazine entstehen

„Happinez“ plus „MyWay“ ergibt „Happy Way“? Aus „GQ“ und dem „Uhren Magazin“ wird „GQ Uhren“? Ein Dutzend Mutmaßungen zur Entstehung von Magazinen.

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Neulich hat mich ein Magazin mal wieder vor Rätsel gestellt. Ich fragte mich, wer – außer mir, einem Blogbetreiber, der bewusst seltsame Hefte kauft – wohl Geld für Satoon ausgibt. Dieses neue Heft hat einen Schriftzug mit Augen und wirbt damit, Cartoons und Comics mit dem aktuellen Fernsehprogramm zu kombinieren.

Satoon

„Grundsätzlich richtet Satoon sich an ‚Leser wie Du und ich‘ der unterschiedlichsten Altersklassen“, erklärt ein Werbetext. „Durch den hohen Anteil von Illustrationen und einen eher kurzen TV-Programmteil soll auch die jüngere Generation für Zeitschriften begeistert werden.“ Funktioniert bestimmt. Junge Leute kaufen ja auch wieder alle die FAZ, seit es auf der Titelseite ein Foto gibt.

Aus Landlust und Bergsteiger wird Berglust?

Doch so schnell die meisten skurrilen Mischungen scheitern, Deutschlands Magazinmacher hoffen weiter auf den perfekten Remix. Immer wieder trifft man daher auf Hefte, die einem seltsam bekannt vorkommen oder bei denen man sich nicht sicher ist, ob das Magazin daneben nun die Kopie ist oder die Inspiration war.

Bei manchen Heften sind die Vorlagen offensichtlich: Aktuell liegt etwa Berglust am Kiosk, für das wohl das seit Jahren erfolgreiche Landleben-Heft Landlust mit einem Bergsteiger-Magazin gekreuzt wurde:

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Ein anderes Crossover-Heft habe ich 2014 vorgestellt: Equistyle, ein Magazin, das wohl auf Pferdefans zielt, die sich auch für Modezeitschriften wie die Vogue interessieren.

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Eine beliebte Verlagstaktik ist es auch, selbst weitere Varianten etablierter Hefte auf den Markt zu bringen. Neuerdings gibt es zum Beispiel Men’s Health Dad, einen Ableger des Männer-Fitness-Magazins speziell für Väter.

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Und auch das Männer-Lifestyle-Heft GQ hat eine Spezialvariante: Darin geht es ausschließlich um Uhren.

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Bei den Frauenheften fehlt mir die Übersicht – schon die Namen mancher Hefte wirken austauschbar. Happy Way zum Beispiel könnte optisch wie inhaltlich ein Mix aus Happinez und MyWay sein.

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Konsequent finde ich, dass es eine Kurzgeschichten-Sammlung mit dem Titel Meine Sorgen gibt. Die kann man lesen, nachdem man herausgefunden hat, wie sich die Inhalte von Meine Sünden auf die von Mein Gewissen auswirken.

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Spannend klingt auch die Frage, was Business– und Golfpunks unterscheidet.

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Genau wie die, ob in Slowly Veggie eigentlich dasselbe steht wie in Slow und  Vegan für mich.

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Interessant auch, dass man die Micky Maus jetzt auf Englisch lesen kann.

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Und, dass man mit Fine Art Photo die Qualität sinnlicher Aufnahmen bewundern kann, ohne von Reportagen oder zu vielen Foto-Tipps abgelenkt zu werden.

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Dank Dog and Travel könnte es übrigens auch überflüssig sein, jeweils ein Hunde- und ein Reisemagazin zu kaufen.

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Und falls irgendwer dachte, Erwachsenen-Malhefte (mehr dazu hier) wären zu cool für Tätowierte, kommt hier noch die Entwarnung: Es gibt da etwas Neues.

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Hach, diese deutsche Magazinwelt.

Hinweis: Dieser Beitrag ist unterhaltend gemeint. Mitunter kann es daher sein, dass ein Magazin auf der rechten Seite vor einem der linken auf den Markt kam oder dass sich die Macher von anderen Heften inspirieren ließen. Mir ging es mehr um lustige Konzept- oder Titel-Remixes. In diesem Sinne einen schönen Jahresausklang und viel Spaß beim Entdecken neuer Kombinationen.

Noch ein Hinweis: Mittlerweile ist der Artikel auf Bento, einem Ableger von Spiegel Online, zweitveröffentlicht worden. Rubrik: Haha.

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