Entsorgt (4): Fünf kleine Sommerloch-Erkenntnisse

Kaum andere Kunden, dafür eine Klimaanlage: Gerade im Sommer lohnt sich ein Kioskbesuch. Fünf Beobachtungen der vergangenen Wochen, vom Plastiksmartphone bis zur Magazintasche.

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1) Nach diesem Sommer hat wohl jedes Kind ein Smartphone.

Mitte August war es jedenfalls eine echte Herausforderung, ein Heft ohne Plastiktelefon zu kaufen. Mindestens sechs Kinderzeitschriften lagen zeitgleich mit diesem Gimmick am Kiosk, vom Hot-Wheels-Magazin über Der Kleine Prinz bis zum Anime-Blatt Mega Hiro. Je nach Heft taugte das Plastikteil zum Schießen, als magische Tafel oder Radio. Das Extra aus zwei Tierzeitschriften und Prinzessin Lillifee half dagegen beim Schminken.

Wer exklusiveren Pseudo-Hightech wollte, dem blieb Bibi & Tina – dieses Heft bot einen Notizblock im iPod-Look: „Deine Tarnung ist perfekt: Jeder denkt, du bist mit deinem pinkfarbenen MP3-Player beschäftigt. Doch in Wirklichkeit beobachtest du deine Umwelt genau und machst dir heimliche Notizen.“

2) Ja, es wollen noch Leute Zeitungsjournalist werden.

Wenn auch eher in ihrer Freizeit. Während sich mittlerweile sogar der SPIEGEL um die Zukunft des Mediums sorgt – und mit ihm die halbe deutschsprachige Twitter-Nutzerschaft –, widmet sich dieser Tage auch LARPzeit dem Charaktertyp „Zeitungsschreiber“. Vermutlich ist das Rollenspiel der einzige Bereich, in dem Berufe attraktiver werden, wenn sie aus Zeit fallen.

„Der Journalist ist gebildet, hauptberuflich schreibt und recherchiert er, besitzt detektivisches Interesse und eine gewisse Sensationslust“, heißt es im Artikel. Die Rolle sei außerordentlich reizvoll zu spielen, sie „braucht Verbindungen und Kontakte, sucht Freunde, hat Feinde […]“. Zum Thema Einkommen gibt es nur einen einzigen Satz: Der Nachrichtensammler müsse sich überlegen, ob er sich für Falschmeldungen gut bezahlen lässt.

3) Condé Nast verrät nur fast alles.

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„Strand-Special“ nennt der Verlag sein neuestes Doppelpack, die GQ wurde diesmal nicht mit der Wired, sondern der myself verkuppelt. Mit dem Bundle aus Frauen- und Männerzeitschrift will der Verlag „Power-Paaren die passende Reiselektüre mit auf den Weg geben“. Das mehr oder weniger ausgefuchste Konzept: Während sie erfährt, „was Männer an Frauen sexy finden“, erfährt er, „worauf Frauen wirklich stehen“.

Eins verschweigen aber sowohl die Marketingleute als auch die Redaktionen: Dass es die Attraktivität eines Paares nicht unbedingt erhöht, wenn es am Strand mit einer Kartontasche voll Lebenshilfe-Magazinen auftaucht.

4) Kein Monat ohne schlaue Tiere.

Zuletzt hatte ich vor dem Hefteregal öfter ein Déjà-vu: Ungefähr seit dem Frühjahr entdecke ich ständig Cover, auf denen es um die Intelligenz von Tieren geht. Abenteuer Philosophie hatte damals plakativ gefragt, ob Tiere womöglich die besseren Menschen sind. Ein Thema, das mich bis heute verfolgt.

Worüber aktuell so geschrieben wird?

  • „Freund oder Feind?“ titelt DOGStoday: „Haben Hunde die bessere Menschenkenntnis?“
  • Spektrum der Wissenschaft neo klärt auf: „Tierisch intelligent – Was Hunde, Elefant & Co. denken.“
  • P.M. Fragen und Antworten analysiert: „Hunde, Katzen, Pferde: Was geht in ihren Köpfen vor?“
  • Mein Pferd fordert: „Ganz schön clever: Testen Sie, wie klug Ihr Pferd wirklich ist.“
  • HundeWelt lädt zum Test: „Wie intelligent ist mein Hund?“
  • Und bei Dogs scheint man sich sogar sicher zu sein, dass die Vierbeiner intellektuell so manchen Leser übertrumpfen: „Trickst Ihr Hund Sie aus? Was Sie dagegen tun können.“

5) Der Konsolen-Streit ist völlig überflüssig.

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Noch vor Weihnachten erscheint die neue Konsolen-Generation. Bedeutet: Auch künftig werden Zocker ständig diskutieren, ob nun die Xbox oder die Playstation die besseren Spiele hat. Aber es gibt einen Trick, um die Fans beider Systeme zur Vernunft zu bringen: Für die nächste Partydebatte rüstet man sich mit den Fachmagazinen PS3M und 360 Live. Da soll anhand der September-Ausgaben erstmal jemand erklären, worin genau der Unterschied besteht.

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